Ein wenig Basiswissen und ein paar Erfahrungen…

      „Credencial  é Compostela“

Der Pilgerausweis und die Urkunde…

…sind so was wie das Alpha und Omega des Pilgers. Ohne Credencial keine Herberge! Und keine Pilgerurkunde! Das Credencial ist der Beleg dafür  wirklich Pilger zu sein und alles zu Fuß gelaufen zu haben. Bewiesen wird dies durch Stempel (Sellos), die es in Kirchen, Museen, Bars und natürlich den Albergues, den Pilgerherbergen gibt.

Natürlich kann man die Credencials in allen großen Orten auf dem Weg bekommen,  in Leon z.B  auch im Museum neben der Kathedrale und im Pilgerbüro gegenüber der Kathedrale. Man kann sie aber auch schon in Deutschland bestellen.

z.B bei den Jakobusfreunden Paderborn,
der Fränkischen Jakobus Gesellschaft Würzburg e.V., der Jakobusgemeinschaft Rohrdorf e.V., oder der Schwäbischen Jakobusgesellschaft. Die Adressen und Infodaten findest Du problemlos im Internet. Das Gleiche gilt natürlich für Österreich und die Schweiz. Es ist empfehlenswert und ein gutes Gefühl alles beisammen zu haben.

Und so ein Pilgerpass mit vielen Stempeln sieht natürlich auch nach was aus! Gerade auf den letzten 100 km empfiehlt es sich mindestens zwei Stempel pro Tag zu haben, da offenbar immer mehr Bus-Pilger versuchen, sich die Compostela zu erschleichen.

Ein Hinweis: Wer mehr als 100 km läuft bzw. mehr als 200 km radelt oder reitet, der braucht nur 1 Stempel pro Tag! Ich persönlich liebe diese Stempelei unabhängig vom „Muss“und sammele was ich erwischen kann.

Die Compostela bekommt der wackere Pilger dann in Santiago, sie ist das „Diplom“, das den Pilgerstatus beweist. In Spanien sind die Compostelas auch deswegen sehr begehrt, weil sie gern einer Bewerbung im Lebenslauf beigefügt werden. Wer mehrere hundert Kilometer zu Fuß unterwegs ist, beweist Durchhaltevermögen.

Die Herbergen

Es gibt private,  kommunale bzw. städtische (municipal), von Jakobsweg Vereinen geführte  und kirchliche Herbergen. In Galizien gibt es dann noch die der galizischen Landesregierung (Xunta Gallega) Die meisten schließen ihre Pforten abends um 22.00h. Die Kirchlichen Herbergen sind auch meist die günstigsten, aber nicht immer die besten. Es gibt ständig aktualisierte Herbergsverzeichnisse im Internet unter: http://www.spanischer-jakobsweg.de/Pilgerherbergen.htm

In den klassischen Pilgerherbergen kannst Du mit Preisen zwischen 5.- und 12.- € pro Bett im Durchschnitt rechnen, preiswerte Pensionen und Hostales gibt es bereits ab durchschnittlich 23.-€ für das Einzelzimmer.

Manche Herbergen bieten Verpflegung, manche die Möglichkeit zu kochen, etliche verfügen über die Möglichkeit Wäsche zu waschen und unter den Privaten bieten auch etliche einen Waschservice. Es entstehen Jahr für Jahr neue Herbergen, von denen viele in den offiziellen Verzeichnissen noch nicht erfasst worden sind. Oft kommt dem Pilger auf dem Weg ein Auto entgegen, das sich auf Werbetour für die Albergue befindet und Infoflyer verteilt. Die Privaten sind mit durchschnittlich 10.-€ zwar etwas teurer als die kommunalen und kirchlichen, bieten dafür aber oftmals auch deutlich mehr Service und Infrastruktur. Internetterminals und WiFi (W-Lan) sind mittlerweile in vielen Herbergen Standard. Bei der Beschreibung der einzelnen Etappen findest Du auch die Informationen zu den Herbergen und zur Infrastruktur der Orte. Tipp:yourspainhostel.com

Infrastruktur unterwegs

Nicht überall auf dem Weg gibt es Geldautomaten,  in kleinen Orten schon gar nicht,  aber fast überall steht eine kleine Bar oder Kneipe herum, in der sich der Pilger unterwegs günstig verpflegen kann.

 Solltest Du unterwegs in einem Laden Sonnencreme entdecken, nimm sie mit! Es kann unter Umständen zwei bis drei Tage dauern, bis Du auf die nächste Gelegenheit stößt. In den wenigen Städten unterwegs wie Astorga, Ponferrada, Sarria oder Portomarin solltest Du versuchen, Dich im Supermercado mit allem einzudecken, was Dir unterwegs ausgegangen ist.

Besonders auf den ländlichen Etappen kann es passieren, dass es zwei bis drei Tage dauern kann, bis man einen  Geldautomaten findet.

 Die Etappen

Nicht jeder ist ein Hochleistungssportler. Die meisten von uns sind eher das genaue Gegenteil eines Bilderbuchathleten.

Es gibt eine Handvoll Superhelden, die im Durchschnitt 40 – 50 km pro Tag laufen. Das ist beeindruckend und nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen. Wenn Du versuchst mit so Jemandem Schritt zu halten, bist Du in Santiago ein Wrack.

Ein gesunder Durchschnitt von 25 – 30 km am Tag ist machbar und ermöglicht Dir außerdem noch etwas von Deiner Umgebung mitzubekommen.

In Einzelfällen kann die Etappe auch mal kürzer oder länger sein. Hör einfach auf Deinen Körper und arbeite mit ihm, nicht gegen ihn. Nach den 320 km bis Santiago bist Du so oder so um 3 – 5 Kilo leichter und hast locker ein Kilo mehr Muskelmasse an den Beinen! Und am Po. Bei einer durchschnittlichen Laufgeschwindigkeit von 4 – 4,5 km pro Stunde, alle Stunde bis anderthalb 10 Minuten Erholungspause und einer ausgedehnten Mittagspause schaffst Du 25 Kilometer in gemütlichen 8 Stunden. In den ersten Tagen wird es noch hart, danach fühlst Du Dich fit genug um auch mal eine längere Etappe einschieben zu können. Plane rund 15 Tage und Du bist auf der sicheren Seite.

Ein kleiner Tipp: Lauf nicht mit der Horde und folge nicht unbedingt den Etappenvorschlägen im Wanderführer.  Die weniger prominenten Zwischenetappenziele sind ebenfalls schön und meistens nicht so überlaufen.  Du kannst Dir mehr Zeit lassen und wirst mit Sicherheit immer einen Schlafplatz finden.